60. Business Lunch
28.08.2023
bgf Krematorium Bern: Klimatechnische Herausforderungen im Krematorium Bern
Ein Business Lunch im Krematorium? Was seltsam anmuten mag, erwies sich als ein höchst interessanter und berührender Anlass. Gastgeberin des 60. Business Lunches war die Bernische Genossenschaft für Feuerbestattung bgf,: Gegründet im Jahr 1888, betreibt die bgf bis heute das Krematorium Bern. Über 60 Gäste nutzten die Gelegenheit, einen äusserst wichtigen und dennoch weitgehend unbekannten Betrieb kennenzulernen.
Ein Unternehmen mit langer Geschichte
Gemeinderat Reto Nause begrüsste die Gäste in der Grossen Kapelle und bedankte sich beim Vorstand und bei der Geschäftsführerin Silvana Pletscher für die Einladung an diesen besonderen Business Lunch. Die Anlagen befinden sich im selbständigen Baurecht auf dem städtischen Bremgartenfriedhof. Dieser ist heute ein vielbesuchter Erholungsraum, eine urbane Biodiversitätsoase mit Glühwürmchen und seltenen Vögeln. Das Krematorium jedoch wurde vor über 100 Jahren in eine abgelegene Ecke verbannt, möglichst weit weg vom Leben. Bis heute ist es nur wenig im Bewusstsein der Bevölkerung und wird nur selten besucht. Das soll sich ändern.
Ein Ort für die Verstorbenen UND für die Lebenden
Verwaltungsratspräsidentin Nora Willi bekräftigte diese Haltung: Die Hauptaufgabe liegt in der Kremierung von Verstorbenen, im Jahr 2022 wurden 3773 Einäscherungen vollzogen. «Aber das Krematorium soll nicht ein ‘Unort’ fernab von der Gesellschaft sein. Die Themen Tod und Sterben gehören mitten ins Leben.» Daher sei die bgf bestrebt, das Gelände zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs zu gestalten. So läuft beispielsweise ein Bewilligungsverfahren für ein Café und bereits zweimal fand das KREMA-Festival für Kunst und Kultur statt.
Saubere Energie für den Eigenbedarf
Die denkmalgeschützten Bauten wurden laufend den Anforderungen der Zeit angepasst und in den letzten Jahren energietechnisch modernisiert, wie VR-Mitglied Bruno Stoll erläuterte: «Unsere Anlagen verbrauchen sehr viel Energie, daher sind wir bestrebt, diese möglichst sauber selber zu produzieren». So wird die Abwärme aus den Hochtemperaturöfen in 50'000 Liter-Wassertanks gespeichert und für die Gebäudeheizung genutzt. Zudem produziert eine grossflächige Fotovoltaik-Anlage seit 2020 Strom, so dass ein Grossteil des Eigenbedarfs für Kühlanlagen und Rauchgasreinigung gedeckt werden kann.
Ein Blick hinter die Kulissen
Nach dem Informationsteil nahmen die Gäste die Gelegenheit für eine Führung durch die Anlagen wahr. Silvana Pletscher begleitete die Interessierten zu den Aufbahrungsräumen und den Ofenanlagen, zeigte die energietechnischen Installationen und antwortete sachkundig auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmenden. Berührt und nachdenklich trafen sich die Gäste anschliessend zum Austausch beim Stehlunch. Bei schmackhaftem Essen in der verzauberten Atmosphäre der alten Urnenhallen kreisten die Gedanken und Gespräche für einmal nicht primär um Klimaschutz, sondern auch um philosophische Themen, die weit über energietechnische Fragen hinausreichen. Man ist sich einig: Dieser Businesslunch war einzigartig, lehrreich und emotional berührend. Er wird allen nachhaltig in Erinnerung blieben.